Geschichte HIV

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1981: Im Juni informiert der Wissenschaftler Michael Gottlieb von der UCLA (University of California Los Angeles) in einem Bericht für die Disease Control Convention über eine ungewöhnliche Konstellation von Pilzinfektionen und Lungenentzündungen bei fünf ansonsten scheinbar völlig gesunden jungen schwulen Männern aus Los Angeles. Offenbar ist das Immunsystem der Personen zusammengebrochen.
Im Juli erscheint in der New York Times ein Artikel von Laurence Altman über eine Reihe ungewöhnlicher und ähnlicher Krankheitsfälle. Die Erkrankten seien Homosexuelle mit regem und verschiedenem Sexualkontakt. Die Berichte handeln nicht nur mehr von Lungenentzündungen, sondern auch von Kaposi-Sarkomen, einer sonst sehr seltenen Krebsart. Im November wird ein Name für das gleiche Auftreten von diesen Krankheitsfällen gefunden: GRID (Gay Related Immuno Deficiency)

1982: Anfang dieses Jahres erscheint in der San Francisco Schwulenzeitschrift Sentinel eine Artikelserie, in der unter anderem Bobby Campbell über seine Situation und seine Erfahrungen als Kranker berichtet. Er ist damit wahrscheinlich der erste AIDS-Kranke, der an die Öffentlichkeit geht.
In New York wird die Gay Men Health Crisis gegründet. In Europa und Afrika werden erste Fälle gemeldet, bei denen die T-Helfer-Zellenzahl stark abgesunken ist. Im Februar, nachdem das Syndrom in 14 amerikanischen Bundesstaaten aufgetreten ist, wird von Wissenschaftlern zum erstenmal von einem T-Zell-lymphotropen Retrovirus gesprochen. Im März sind 285 Fälle von GRID bekannt geworden. Im Juni wird der Name AIDS (Acquired Immuno Deficiency Syndrom) ins Leben gerufen. GRID hat ausgesorgt, da auch Fälle von heterosexuellen Drogensüchtigen und Frauen bekannt geworden sind. Im September wird im Uniklinikum Frankfurt bei dem ersten deutschen Patienten AIDS diagnostiziert.

1983: Erstmals machen in San Francisco Schwule auf ihre Situation mit einer Demonstration unter dem Titel „Fighting for Our Lives“ aufmerksam. Luc Montagnier vom Institut Pasteur in Paris gelingt der Nachweis von Partikeln eines Retrovirus aus geschwollenen Lymphknoten eines Patienten mit Lymphknotenkrebs.
Im Mai veröffentlicht der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend mit zwei seiner Patienten eine der ersten umfassenderen Aufklärungsschriften „How to Have Sex in an Epidemic“. Sie propagieren darin u.a. als eine der ersten „Safer Sex“: „Sex macht nicht krank, Krankheiten schon...Wenn man erst einmal verstanden hat, wie Krankheiten übertragen werden, dann kann man anfangen einen aus medizinischer Sicht sicheren Sex zu praktizieren.“ Dieser Artikel stand im Gegensatz zu den Vorschriften, die Ärzte damals Schwulen zu machen versuchten.
Im Juni berichtet die Zeitschrift „Der Spiegel“ unter dem Titel „Tödliche Seuche AIDS - Die rätselhafte Krankheit“ über AIDS. Erstmals wir die breite Öffentlichkeit über die Infektionskrankheit informiert. Im Juli erhält Robert Gallo von Luc Montagnier aus Paris Proben der Virusisolate. Sein Team von Krebsspezialisten sucht den Erreger in einer Gruppe von humanen T-Zell-Viren.

1984: Der Philosoph Michel Foucault stirbt an den Folgen von AIDS. US-Gesundheitsministerin Margaret Heckler kündigt voller Optimismus an: „Es wird in ein paar Jahren eine Impfung gegen AIDS geben, wir finden eine Heilungsmethode noch vor 1990!“
Am 30. März stirbt Gaetan Dugas, der sogenannte „Patient Null“. Im April gibt sich Robert Gallo auf einer Pressekonferenz als Entdecker des AIDS-Virus aus. Robert Gallos Gruppe filtert aus Lymphozytenkulturen eines AIDS-Patienten ein Retrovirus heraus, das sie HTLV III nannte.
Im Juni wird in San Francisco die Christopher Street Day Parade erstmals den Menschen mit AIDS gewidmet.

1985: Die FDA, die amerikanische Gesundheitsbehörde, lässt den ersten HIV-Antikörper-Test zu. Dr. Gallo, der diesen Test entwickelt hat, findet im Januar den ersten Patienten für diesen Test.

1986: Im Juli erhält der erste HIV-infizierte Patient AZT (Zidovudin, Retrovir). Am 1. Oktober beginnt die Pflicht zum Testen von Blutprodukten auf HIV-Antikörper. Das Paul-Ehrlich-Institut hatte das dazu erforderliche Verfahren allerdings bereits im Frühjahr 1985 zugelassen, damit hätten also schon früher Tests durchgeführt werden können.

1987: In der DDR- entsteht der Zentrale AIDS-Arbeitskreis, der v.a. Wissen und Information zur Verfügung stellt. In Köln wird die „Deutsche AIDS-Stiftung Positiv Leben“ gegründet. Im März wird AZT (Retrovir®) als erstes Medikament gegen AIDS in den USA zugelassen, ein Meilenstein für die Behandelbarkeit der HIV-Infektion und für die Medizingeschichte. Es ist das bis dahin teuerste verschreibungspflichtige Medikament. In Großbritannien eröffnet Prinzessin Diana die erste HIV spezialisierte Krankenhausabteilung und erregt die öffentliche Aufmerksamkeit dadurch, dass sie AIDS-Patienten die Hand gibt, ohne Handschuhe zu tragen. Im August wird die erste Studie mit einem experimentellen Impfstoff gegen HIV genehmigt.
Im September beginnt die erste AIDS-Vorbeugewoche in Köln und im Dezember wird in London das „London Lighthouse“ als Englands erstes Betreuungszentrum für von HIV/AIDS Betroffene eröffnet.

1988: In der DDR stehen erstmals Zahlen zur Verfügung über HIV-Infektionen: ca. 100 HIV-Infizierte. In Westafrika wird HIV-2 entdeckt. Die WHO bestimmt den 1. Dezember zum jährlichen Welt-AIDS-Tag. ACT UP und andere Gruppen belagern die US-amerikanische FDA, weil Genehmigungen neuer Medikamente länger dauern, als viele Menschen mit AIDS Aussicht haben zu leben.
Im November werden 2 Interferon-Produkte zur Behandling des Karposi-Sarkoms zugelassen. Ganciclovir zur Behandling der CMV-Retinitis darf schon vor der endgültigen Zulassung vertrieben werden.

1989: Im Februar wird der Vertrieb von Pentamidin für die Prophylaxe der PcP vor der eigentlichen Zulassung genehmigt, im Mai folgt die Zulassung. Im August billigt die FDA das Konzept des „parallel track“. Mit diesem Konzept soll für Positive, die auf Standardtherapeutika nicht ansprechen, der Zugang zu experimentellen Substanzen ermöglicht werden, die auf ihre Sicherheit überprüft sind. Eine Protestaktion von Act Up in der New Yorker Börse im September führt schließlich zu einer Senkung des AZT-Preises um 20%.
Im Dezember beginnt Act Up mit einer Reihe von Aktionen unter dem Motto „Stop the church“, mit denen sie gegen die Haltung der katholischen Kirche zu Safer Sex und AIDS protestieren. Der Papst hatte im Januar die Benutzung von Kondomen verurteilt.

1990: Ronald Reagan entschuldigt sich öffentlich dafür, dass während seine Amtszeit die AIDS - Krise nicht ernst genug genommen wurde. Gestützt auf die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt die DAH das Konzept der „strukturellen Prävention“. Die AIDS Hilfe DDR e.V. wird gegründet, löst sich aber im Dezember nach der Angliederung an das Staatsgebiet der BRD auf. Ryan White war er aufgrund seiner HIV-Infektion 1984 vom Schulbesuch ausgeschlossen. Er engagierte sich besonders stark im Kampf gegen die Diskriminierung von Menschen mit AIDS. Im April 1990 starb er im Alter von 19 Jahren.

1996: Auf der XI. internationalen AIDS-Konferenz in Vancouver wird eine neue Art von Arzneimitteln vorgestellt, die so genannten Protease-Hemmer. Gemeinsam mit bereits vorhandenen Substanzen ermöglichen sie eine sehr wirkungsvolle Behandlung. Die Arzneistoffe können HIV zwar nicht aus dem Körper entfernen, blockieren aber die Virusvermehrung.
Nach diesem Prinzip wird HIV bis heute behandelt: Im Jahr 2011 stehen mehr als 20 Substanzen zur Verfügung, die verschieden kombiniert werden können. Es dauert allerdings erschütternd lange, bis die Therapien auch in größerem Umfang Menschen in ärmeren Ländern zur Verfügung stehen.

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